schwarzes gold – kollektive prozesse in extremsituationen (tryout)

schwarzes gold – kollektive prozesse in extremsituationen (tryout)

von jürgen sarkiss, tassilo tesche und elisabeth kopp, illustration: david rooney, musik: peter engelhardt

Obwohl die Grenzen des Wachstums schon länger sichtbar sind, erschien uns privilegierten Bewohnern des globalen Nordens die Bedrohung unserer Lebenswelt lange zu diffus um zu reagieren. Obwohl die Auswirkungen der mit dem Hyperkapitalismus einhergehenden Umwälzungen zwar allgegenwärtig waren, konnten wir Klimakrise und Pandemie mit einem Rückzug ins Private begegnen und versuchten die wachsende soziale Ungleichheit im Home Office auszusitzen. (Verdrängung und Passivität…) Heute ist Krieg in Europa und wir merken, dass wir uns dieser Situation auf keinster Weise gewachsen fühlen. Auf welche gesellschaftlichen Bewältigungsstrategien sollen wir zurückgreifen? Welche sozialen Fähigkeiten müssen wir trainieren? Wo lassen sich in unserer näheren Geschichte Denkmuster kondensieren, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen? Das vorliegende Projekt schlägt vor, die überraschende und ambivalente Perspektive der Bergmänner einzunehmen. Die Kohlegewinnung im Untertagebau ist buchstäblich „Raubbau“ an der Natur und am Menschen, in keinem Arbeitsbereich gab und gibt es eine vergleichbare Mortalität und Morbidität der Arbeiter. Die Arbeitssituation im Schacht ist lebensfeindlich, es erdrücken einen zw. 800 und 1200m Erde, Sauerstoffmangel, Kohlenmonoxid und Methanexplosionen und wenn die Pumpen ausfallen Ertrinken durch hereindrückende Wasser. Aus dieser realen Bedrohungssituation hat sich eine besondere Verbindlichkeit zwischen den Bergmännern ergeben. Solidarität ist hier keine ethische Kategorie, sondern zwingende Praxis zur Bewältigung einer feindlichen Arbeitsrealität.

Ort: Theatr Gdanska, Altmarkt 3, 40645 Oberhausen (Zugang auch über den Hof an der Goebenstraße möglich, sonst im Restaurant vorne fragen)
Datum: 29.04.2023
Einlass: 19:00 Uhr
Beginn: 19:30 Uhr